1. Herr Grießhammer, welche Entwicklungen und Veränderungen erwarten Sie angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourcenknappheit für die bayerische Wirtschaft in den nächsten 30 Jahren, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung nachhaltiger Produktionsmaßnahmen?
In Bayern nehmen klimawandelbedingte Extremwetterereignisse wie Hochwasser und Hitzeperioden und die damit verbundenen Schäden, beispielsweise an landwirtschaftlichen Erträgen oder der Infrastruktur, weiter zu, was sich letztlich negativ auf ganze Wertschöpfungsketten und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auswirken wird – mit Kosten zwischen 280 und 900 Milliarden Euro bis 2050, je nach Szenario. Wirksame Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen sind daher unerlässlich. Die SPD fordert daher deutlich mehr Investitionen, um die Folgekosten des Klimawandels zu begrenzen. Bisher bleibt Bayern hinter seinen Möglichkeiten zurück – insbesondere bei der Windenergie, wo Bayern im bundesweiten Pro-Kopf-Vergleich auf den hinteren Plätzen liegt.
Auf der anderen Seite zeigen viele Unternehmen vorbildliche Anstrengungen, ihre Produktionsanlagen und Gebäude zu sanieren und klimaneutral umzustellen. Die SPD will sie dabei durch bürokratische Erleichterungen, steuerliche Anreize und staatliche Investitionen bestmöglich unterstützen. Höhere Kosten für klimafreundliche Technologien können so ausgeglichen und nachhaltige Produktionsweisen zum industriellen Standard werden.
2. Wie kann die bayerische Politik dazu beitragen, die bayerischen Wälder und insbesondere den Bayerischen Wald, als Aushängeschild in der Region zu platzieren und welche Zukunftsszenarien sehen Sie für diese Naherholungsgebiete?
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für ganz Bayern, insbesondere für die Alpenregionen, den Bayerischen Wald und unter anderem das Fichtelgebirge. Immer mehr Menschen suchen nach Möglichkeiten, dem Alltagsstress zu entfliehen und die Natur zu erleben. Auch der Wellnessbereich boomt. Gerade der Wald dient dabei vielen als Rückzugsort. Da er diese Funktion aber auch für viele Tiere erfüllt, muss ein gesundes Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur gewahrt bleiben, um Phänomene wie Overtourism und eine zu starke Belastung der Natur zu vermeiden.
Der Freistaat kann die Kommunen als Hauptlastträger dabei unterstützen, indem er beispielsweise die Tourismusverbände finanziell besser ausstattet, um Beratungs- und Informationsangebote gezielt zu verbessern. Auch der Ausbau der Digitalisierung im Bereich der Besucherlenkung, des Parkplatzmanagements sowie von Apps für Loipen, Wandern und Camping ist hilfreich.
Als SPD werden wir uns dafür einsetzen, dass Tourismus als Pflichtaufgabe für Kommunen anerkannt und damit vom Freistaat mehr gefördert wird.
Digitalisierung und Automatisierung schreiten auch in Bayern immer weiter voran und helfen Unternehmen und Behörden, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und Kosten zu optimieren.
Während in einigen Bereichen künftig weniger Arbeitskräfte benötigt werden, entstehen an anderer Stelle viele neue Arbeitsplätze. Dabei ist es der SPD besonders wichtig, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei diesem unaufhaltsamen Wandel bestmöglich mitgenommen werden, zum Beispiel durch innerbetriebliche Transparenz und entsprechende Weiterbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten.
Um Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, ist es zudem unerlässlich, die Behörden mit moderner Technik auszustatten und alle IT-Schnittstellen zwischen Bund, Ländern und idealerweise auch den Kommunen zu standardisieren.
Schließlich kommt dem Schutz sensibler Daten vor Cyberangriffen mit fortschreitender Digitalisierung eine besondere Bedeutung zu. Unter dem Strich überwiegen die Chancen deutlich!